Alte Moritaten

Der Butterräuber von Halberstadt
Ritter Hadubrand
Sabinchen
Schön ist ein Zylinderhut
Die Schlange am Kongofluß
Bolle reiste jüngst zu Pfingsten
Der Storch und die Blindschleiche
Der Hase als Segelflieger
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Der Butterräuber von Halberstadt

1.  Durch des Hunwalds düstre Gründe auf naturverschlungnem Pfad
wandelt eine alte Butterfrau zum Markt nach Halberstadt.
2.  Hu, da plötzlich stürmt des Wuldes kühner Sohn aus dem Geheg,
scharf bewehrt bis an die Zähne, und vertritt ihr flugs den Weg.
3.  "Sind Sie", sagt die Frau erblassend, einer dunklen Ahnung voll,
"nicht vielleicht der Räuber Heising, der allhier grassieren soll?"
4.  "Ja, ich bin´s, du Unglücksel´ge, ja, ich bin´s, der sich dir zeigt,
und du bist diejen´ge, welche nimmer meinem Grimm entweicht.
5.  Denn mit hochwillkomm´nem Futter nahst du mir zu guter Stund!"
Sprach und schnitt von ihrer Butter schweigend sich ein ganzes Pfund.
6.  Und wie Schuppen von den Augen fällt´s der Butterfrau sogleich:
"Sie sind Heising!", ruft sie schweigend. "Bin es!" spricht der Räuber bleich.
7.  "Bin´s und sage dir noch dieses: meinem Mordstahl fallest du,
bringst du mir nicht auf dem Rückweg Brot und Schlackwurst noch dazu."

 

Ritter Hadubrand

 
1.  Herr Hadubrand lebt ohne Sorg, er lebt auf seiner Ritterborg.
Er war ein schrecklicher Barbur und konnte saufen wie einer nur.
Ein Barbur, ein Barbur, und die Geschichte ist ganz wuhr!
2.  Er liebt einst ein Mägdulein und ging mit ihr Verlobung ein.
Der Ritter war ein finstrer Mann, den niemand richtig leiden kann.
Mägdulein, sei nicht dump, laß ihn laufen, diesen Lump!
3.  Der Ritter hatt´ in einer Nacht ihr ganz Vermögen umgebracht;
doch dann verließ er sie sofort, obwohl er Treue ihr geschwort.
Er ging fort, er ging fort, obwohl er Treue ihr geschwort.
4.  Das arme Mägdlein weint gar sehr, so sehr weint heut´ kein Mägdlein mehr.
Sie stieg herab vom Ritterschloß, dafloß vorbei ein tiefer Floß.
In den Floß, in den Floß sich das arme Mägdlein schmoß.
5.  Herr Hadubrand in seinr Kammer, der schlief gerad den süßen Schlammer,
doch als die Glocke schlug zwölf Uhr, da trat ein Schreckgespenst hervur.
Ein Gespenst, riesengroß, ´s war das Fräulein aus dem Schloß.
6.  Der Ritter zittert und es grinst ihn an das schreckliche Gespinst.
Schnell zog er über Kopf und Wanst die Bettdeck´ vor dem Schreckgespanst.
Das Gespanst, das Gespunst tritt an´ Bett heran und grunzt.
7.  Das Mägdlein kam nun jede Nacht, hat an dem Ritter sich geracht.
Jedoch es half ihm keine Kunst, stets kam und heulte das Gespunst: "Hadubrand, Hadubrand! Pfui, pfui Teufel!" und verschwand.
8.  Doch Geisterspuk, o welch ein Gaus, hält selbst ein Rittersmann nicht aus.
Und eines Tags in aller Fruh, fand man ihn tot im Kanapu!
Und so ward, kaum vollbracht, furchtbarlich die Tat geracht.

 

Sabinchen

1.  Sabinchen war ein Frauenzimmer, gar hold und tugendhaft.
Sie diente treu und redlich immer bei ihrer Dienstherrschaft.
2.  Da kam aus Treuenbrietzen ein junger Mann daher,
der wollte gern Sabinchen besitzen und war ein Schuhmacher.
3.  Sein Geld hat er versoffen in Schnaps und auch in Bier.
Da kam er zu Sabinchen geloffen und wollte welch´s von ihr.
4.  Sie konnt´ ihm keines geben, da stahl er auf der Stell´
von ihrer guten Dienstherrschaft sechs silberne Blechlöffel.
5.  Jedoch nach achtzehn Wochen, da kam der Diebstahl ´raus.
Da jagte man mit Schimpf und Schande Sabinchen aus dem Haus.
6.  Sie rief: "Verfluchter Schuster, du rabenschwarzer Hund!"
Da nahm er sein Rasiermesser und schnitt ihr ab den Schlund.
7.  Das Blut zum Himmel spritzte, Sabnichen fiel gleich um.
Der böse Schuster aus Treuenbrietzen, der stand um ihr herum.
8.  In einem dunklen Kellerloch, bei Wasser und bei Brot,
da hat er endlich eingestanden die grausige Moritot.

 

Schön ist ein Zylinderhut

 1. Schön ist ein Zylinderhut, juppheidi, juppheida,
wenn man ihn besitzen tut, juppheidiheida.
Doch von ganz besond´rer Güte sind stets zwei Zylinderhüte.
Ref:  Juppheidi, juppheida, Schnaps ist gut, fidirallala,
Juppheidi, juppheida, juppheidiheida.
 2. Hat man der Zylinder drei, juppheidi ...hat man einen mehr als zwei, juppheidiheida...
Vier Zylinder, das sind grad zwei Zylinder zum Quadrat.
 3. Fünf Zylinder sind genau für drei Kinder Mann und Frau
Sechs Zylinder, das ist toll, machen das halbe Dutzend voll.
 4. Sieben Zylinder sind genug, für nen kleinen Leichenzug.
Hat man der Zylinder acht, wird der Pastor auch bedacht.
 5. Hat man der Zylinder neun, kriegt der Küster auch noch ein´.
Zehn Zylinder sind bequem für das Dezimalsystem.
 6. Elf Zylinder, o wie fein, sind zwölf Zylinder minus ein.
Zwölf Zylinder, o wie schön, würden grad nem Dutzend stehn.

 

Die Schlange, die sich selbst auffraß

1.  Am Kongofluß in Afrika, da lebte eine Schlange.
Fraß Känguruh und Paprika und war auch sonst nicht bange.
Amalia ward sie genannt, sie war bekannt im ganzen Land.
Am Kongofluß in Afrika, da lebte eine Schlange.
2.  Nun kam es, daß in Afrika es anhub stark zu frieren,
und Känguruh wie Paprika nicht konnten existieren.
Amalia, einst dick und fett, glich nun dem eigenen Skelett.
Nun kam es...
3.  Doch eh sie starb den Hungertod, aufblitzt ihr ein Gedanke:
"Ich habe ja", sprach sie, "zur Not den Schwanz im Vorratsschranke."
Und kaum gedacht, war´s schon getan, sie fing am Schwanz zu knabbern an.
Doch eh...
4.  Als sie den Schwanz nun hat verspeist, der Appetit erwachte,
fraß weiter an dem Schlangenleib, das End sie nicht bedachte.
Denn ehe sie sich´s recht versah, war von Amalien nichts mehr da.
Am Kongofluß, in Afrika, da lebte eine Schlange...

 

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten

1.  Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, nach Pankow war sein Ziel,
da verlor er seinen Jüngsten, janz plötzlich im Jewühl.
Ne volle halbe Stunde, hat er nach ihm jespürt,
aber dennoch hat sich Bolle, janz köstlich amüsiert.
2.  In Pankow gabs kein Essen, in Pankow gabs kein Bier,
war alles aufjefressen von fremden Jästen hier.
Nicht mal ne Butterstulle ham se ihm reserviert,
aber dennoch...
3.  Auf der Meerholzer Heide, da gabs ne Keilerei,
und Bolle - gar nicht feige - war mittenmang dabei.
Hats Messer rausjezogen und fünfe massakriert,
aber dennoch...
4.  Es fing schon an zu tagen, als er sein Heimerblickt.
Das Hemd war ohne Kragen, das Nasenbein zerknickt,
das linke Auge fehlte, das rechte marmoriert,
aber dennoch...
5.  Zuhause anjekommen, da gings ihm aber schlecht,
da hat ihn seine Olle janz mörderisch verdrescht.
Ne volle halbe Stunde hat sie auf ihm poliert,
aber dennoch...

 

Der Storch und die Blindschleiche

1.  Ein Storch spazierte einst am Teiche, da fand er eine blinde Schleiche.
Er sprach: "Das ist ja wunderbar!" und fraß sie auf mit Haut und Haar.
2.  Die Schleiche lag ihm sehr im Magen, das konnten beide nicht vertragen.
Da sprach die blinde Schleich: "O Graus!" und ging zur Hintertür hinaus.
3.  Der Storch sah solches mit Verdruß. Daß sowas ihm passieren muß!
Drum fraß er ohne lange Wahl den Schleichenwurm zum zweitenmal.
4.  Drauf stemmt er lächelnd mit Verstand die Hintertüre an die Wand
und sprach nach innen zu der Schleich: "Na bitte, wenn du kannst, entweich!"
5.  Da tät mit List die schlaue Schleichen zur Vordertür hinaus entweichen;
doch fraß der Storch ohn lange Wahl voll Wut sie nun zum drittenmmal.
6.  Und bracht in sinniger Erfindung die beiden Türen in Verbindung.
Und sprach zum Schleichenwurm hinein: "Nun richt dich auf ne Rundreis ein!".

 

Der Hase als Segelflieger

 1. Ein Hase saß im tiefen Tal, singing holly polly doodle all the day,
übt Segelflug wie Lilienthal, singing holly polly doodle all the day.
Ref:  Fare well, fare well, fare well my fairy fay.
I am off to Louisiana for to see my Susy Anna
singing holly polly doodle all the day.
 2. Der Apparat steigt in die Luft, singing holly polly doodle....
Der Motor rattert, knattert, pufft, singing...
 3. Bei tausend Metern angelangt, der Kasten plötzlich schaurig schwankt.
 4. Der Hase denkt, das geht famos, nimmt seinen Fallschirm und springt los.
 5. Und fünfzig Meter überm Boden, sieht er ein Schild: "Fliegen verboten!"
 6. Den armen Hasen sperrt man ein bei trocken Brot und Gänsewein.

 

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